Ruderer unterwegs auf Werra, Fulda, Weser und so weiter
Von Manuela Reichardt
Seit vielen Jahrzehnten startet die RR Schaumburgia am Adolfinum Bückeburg am Freitag vor den Pfingstferien zur Wanderfahrt auf Werra oder Fulda und der Weser und den Abschluss bilden die letzten zehn Kilometer auf dem Mittellandkanal. Jedesmal sind nicht nur Schüler unterwegs, denn gerade die Ehemaligen lassen sich dort gerne sehen und unterstützen die Jugendlichen. Viele nehmen sich dafür sogar kostbare Urlaubstage (Pfingstdiensttag und den Mittwoch), um die Tour bis zu Ende zu rudern.
In diesem Jahr fanden sich daher nicht nur die frisch gebackenen Abiturienten in Kassel ein, sondern auch Abiturienten der Jahrgänge 1997 bis 2015. Zudem trafen die 14-jährigen Schüler nicht nur auf die Senioren des Vereins, sondern auch auf diverse Handycapruderer und den Vereinsvorsitzenden. In den folgenden fünf Tagen wuchs diese bunte Mischung als sozial-integratives Projekt zu einer Gemeinschaft zusammen, die gegenseitige Rücksicht walten lässt, Toleranz sogar bei nächtlichem Schnarchen übt und Respekt vor den individuellen Leistungen zeigt.
Startpunkt war in diesem Jahr Kassel: Nachdem am Abend noch alle fünf Gig-Doppelvierer aufgeriggert wurden, verkündete Isabell Requardt (Abi 2015 am Ernestinum Rinteln) als Fahrtenleiterin nach dem Frühstück die Bootsverteilungen. Jeder Obmann sammelte seine Mannschaft, verlud das Gepäck im jeweiligen Boot und ab ging´s. Mit einmal Umtragen und dreimaligem Schleusen kamen alle gut gelaunt in Hannoversch Münden an, um nach ausgiebigem Duschen im Bootshaus des Rudervereins die Fachwerkhäuser in der Innenstadt zu bestaunen und entweder die Pizzeria oder den Dönerladen aufzusuchen.
Am nächsten Tag bekamen die Erstbefahrer den Weserstein zu sehen – so manch einer der Älteren kann den Spruch auch auswendig vortragen. Bei schönstem Sonnenwetter, aber leider nur mäßiger Strömung landeten abends alle in Beverungen beim Kanuverein. Im großen Saal wurden 25 Isomatten und Schlafsäcke verteilt, die Jüngeren packten die Kocher aus und zauberten leckere Dosensuppen, Ravioli und Ähnliches zum Abendessen. Die Älteren suchten im Ort die Pizzeria auf. Beim abendlichen Dessert in der Eisdiele traf man sich wieder, um auf dem Rückweg den Zusammenhang von reflektierendem Sonnenlicht bei unterschiedlichen Faktoren von Sonnencreme zu erörtern.
Die Wetterprognose der meisten Wetter-Apps sagte für den Dienstag abendliche Gewitter voraus, also beeilten sich alle, rechtzeitig in Rinteln zu sein. Die etwas langsameren Boote blieben in Sichtweite, um gegebenenfalls gemeinsam Schutz am Ufer zu suchen. Zum Glück donnerte und regnete es nur beim Anlegen. Als alle fertig geduscht hatten, war der Himmel auch schon wieder blauer. Da der Ruderverein ziemlich weit von der Stadt entfernt ist, blieben alle am Bootshaus und diverse Anekdoten aus mehreren Jahrzehnten Ruder- und Schulgeschichte machten die Runde. „Weißt du noch…“ war sicherlich die am häufigsten genutzte Formulierung.
Während ihre Klassenkameraden am nächsten Tag schon wieder in der Schule saßen, genossen die noch aktiven Schüler am Mittwoch einen weiteren sportlichen Tag auf dem Wasser. Bei bedecktem Himmel kämpften alle mit dem Gegenwind und einige Boote zu allem Überfluss auch noch mit den Wellen der Berufsschifffahrt. Beim Bessel Ruderclub wurden dann alle Boote, sämtliche Skulls und das Gepäck vor der Weser zum deutlich höher gelegenen Mittellandkanal getragen, denn leider hatte uns der Mindener Schleusenwärter eine Absage erteilt. Aber wenn alle nach ihren Möglichkeiten mithelfen, ist auch das relativ problemlos.
Nach der Mittagspause standen dann die letzten zehn Kilometer der 250 km langen Tour an – eine Tortur! Keine Strömung mehr, dafür aber Gegenwind und brutzelnder Sonnenschein. Klar, alle haben es unversehrt durch die Baustelle des Regio Port und bis nach Rusbend geschafft – auch wenn einige danach selbst geschafft waren. Als Abschluss folgte noch das allgemeine Boote-Putzen, und dann wollte jeder nur noch zu Hause auf weichem Untergrund sitzen, ausgiebig duschen und mal gucken, was die Kühlschränke so hergeben.