Am 18. April verstarb unser Ehrenvorsitzender Gerhard Wieding im Alter von 97 Jahren. Ihm und seinem langjährigen Wirken haben wir als Mitglieder der Schaumburgia sehr viel zu verdanken.
Gerd Wieding übernahm 1955 als Protektor die Ruderriege, als er am Adolfinum seine Stelle als Studienassessor antrat. Das Rudern begann er Mitte der 1930er Jahre beim HRC und nahm bis Kriegsbeginn als Leistungsruderer an Regatten teil. Neben dem leistungsorientierten Rudern lag Gerd Wieding ebenso der Breitensport am Herzen. In diesem Sinne organisierte er Wanderfahrten, gilt als Erfinder der seit 1955/56 durchgeführten traditionellen Pfingstwanderfahrt und spornte uns alle unermüdlich und mit der ihm eigenen Deutlichkeit dazu an, das DRV-Fahrtenabzeichen und das Sportabzeichen des DOSB jährlich zu absolvieren. Hier ging er immer als Vorbild mit seinen eigenen Leistungen konsequent voran: Etwa 50 Sportabzeichen und Fahrtenabzeichen absolvierte er bis ins hohe Alter. Neben den Fahrtenabzeichen erruderte er sich den Äquator-Preis des DRV.
Mitte der 1960er Jahre gründete Gerd Wieding zusätzlich zur Schülerruderriege den Verein, um den ehemaligen Schülerinnen und Schülern auch nach dem Abitur und interessierten Eltern die Ausübung unseres Sports zu ermöglichen und um mithilfe dieses Vereins die Schülerruderriege nachhaltig in ihrer Arbeit zu unterstützen. Damit rief er eine Symbiose ins Leben, die bis heute für beide Organisationsformen der Schaumburgia von immenser Bedeutung ist. Insgesamt engagierte er sich 50 Jahre lang als Vorsitzender bis zu seinem Ausscheiden aus dem Amt im Jahre 2005. Aber auch weiterhin kannte er jedes Vereinsmitglied persönlich und in der Regel von Jugend an und konnte daher über fast alle eine persönliche Anekdote zum Besten geben. Während wir „Jüngeren“ so von den „Älteren“ lernten, revanchierten sich jene gerne mit Anekdoten darüber, wie Gerd Wieding mit der ihm eigenen Lautstärke auf dem Treidelpfad – zu Beginn ohne Fahrrad – als Trainer neben den Booten „herwatzte“. Man revanchierte sich folglich noch während der 1950er Jahre, indem ihm der Spitzname ,,Watzen“ verliehen wurde.
Als Trainer führte er Mitte der 1960er Jahre einen Vierer gleich zweimal zum Bundessieg und der permanente Gewinn des Georg-von-Opel-Preises während dieser Zeit ist ebenfalls auf sein Engagement zurückzuführen. Des Weiteren gilt er als Wegbereiter für eine ganze Reihe von Athletinnen und Athleten, die später in ihren „Folgevereinen“ deutsche Meistertitel erruderten und z.T. für den Bundeskader an olympischen Spielen und Weltmeisterschaften teilnahmen.
Neben der Ruderei war er maßgeblich zunächst an der Erweiterung des alten Bootshauses am Nordufer des MLK und am Boothausneubau am Südufer beteiligt. Wie es seine Art war, begnügte er sich nicht nur mit dem Planen, sondern griff tatkräftig zu Axt und Schaufel, grub Fundamente und errichtete die Grundlage des heutigen Bootssteges.
Gerd Wieding machte sich um die Schaumburgia nicht nur in seinen vielfältigen Funktionen als Ehrenvorsitzender, Vorsitzender und Protektor verdient, sondern galt vielen von uns auch als Vorbild und Ratgeber. Auch daher tauften wir zwei unserer Top-Vierer, die „Watzen“ während der 1970er Jahre und die „Gerd Wieding“ während der 2010er Jahre, auf seinen Namen bzw. auf seinen Spitznamen.
Ohne das unermüdliche und leidenschaftliche Engagement Gerd Wiedings könnten wir heute nicht in dem Rahmen und nicht mit dem Erfolg rudern, wie es uns lieb und teuer geworden ist.
Bückeburg, den 23. April 2020